Mein Vater hat für mich gebetet
Damals war ich vielleicht dreieinhalb oder vier Jahre alt. Nach dem Abendbrot sprach der Vater das Dankgebet. Dann gingen Vater und Mutter mit einem Kind an sein Bett und beteten mit ihm. Meistens kam Vater mit mir. Ich wiederholte jeden Satz, den er mir vorbetete. Meistens schlief ich dann schnell ein. Doch an einem Abend blieb ich noch lange wach liegen. Plötzlich sah ich, wie sich die Tür zum Schlafzimmer öffnete und im Lichtschein stand mein Vater. Er lehnte die Tür an, kam zu meinem Bett, kniete nieder und betete. Er tat das immer halblaut und nannte, wenn er für jemanden betete, auch dessen Namen. An jenem Abend muss er oft meinen Namen genannt haben. Denn messerscharf hat sich in meinem Gedächtnis festgesetzt, dass der Vater an diesem Abend für mich gebetet hat. Noch heute werde ich darüber froh, wenn ich daran denke. Mein Vater hat für mich gebetet.
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