Mehr als die Mutter

Aus der Zeit seiner Berufung in die Mission erzählt Stanley Jones: "Bald daraus sprach die Stimme sehr leise: Ich brauche dich jenseits der Meere - willst du dahin gehen? Ich sagte sofort: Ja. - Für mich gab es keinen Kampf. Aber meine Mutter? Der Ruf zum geistlichen Amt war ein harter Schlag für sie; die Botschaft jedoch, dass ich nach dem Innersten Afrikas gehen wollte, schlug sie nieder. Ich merkte es ihren Briefen an, wie sie sich abhärmte, und schließlich erhielt ich von meinem Bruder, einem Arzt, das furchtbare Telegramm: Komm nach Haus! Mutter im Sterben. Ich saß im Zug und machte die lange Reise, und mir war, als hockte der Ankläger an meiner Seite und spräche: Da siehst du, was dein Ruf aufs Missionsfeld anrichtet - du hast deine Mutter getötet! Nun begann der Kampf in mir: Sollte ich mich ihrem willen fügen? Wenn ich es täte, würde sie am Leben bleiben. Oder sollte ich an dem festhalten, was ich als Gottes Willen mit mir erkannt hatte? Wenn ich es täte, würde sie sterben. Ich liebte sie mehr als mein Leben, und doch schien es, als ob ich sie tötete. Sie war noch am Leben, als ich ankam; schon zweimal war sie für tot gehalten worden, so schlimm stand es mit ihr. Was war die Ursache? Mein Bruder sagte, er wüsste es nicht; - sie sträubte sich einfach, weiterzuleben, und verzehrte sich langsam ich jedoch wusste den Grund. Aber ich wusste auch, was ich zu tun hatte, mochte Mutter sterben oder leben. Es war das schwerste, was ich je Gott anvertraut habe; doch ich tat es. Als ich mich entschieden hatte, ihm unter allen Umständen zu folgen, ließ Gott zu jedermanns Erstaunen meine Mutter wieder aufleben. Er schenkte ihr nicht nur körperliche Kräfte wieder, sondern gab ihr auch neuen Reichtum geistlichen Lebens und eine neue Lebenseinstellung. Sie hielt mich nicht zurück, sondern war stolz darauf mich aussenden zu können." 
Aus: Stanley Jones: "Christus am runden Tisch"

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1253
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