Liegt es vielleicht an deiner Brille?
Eine Dame, die eine Brille trug, sah sich in einem Zimmer um, das eben ausgefegt war. "Du hast sicher wieder die Fenster nicht aufgemacht beim Kehren", sagte sie zu ihrer Tochter, "alle Möbel liegen ja dick voll Staub."
Die Tochter sah sie fröhlich an. "Sollte nicht am Ende deine Brille staubig sein, Mama?", fragte sie. Richtig, es war so. Nachdem die Mutter ihre Brillengläser tüchtig gerieben und geputzt hatte, sah sie, dass die Stube sehr rein und klar aussah.
Pass auf! Wenn du immer und überall so leicht etwas zu tadeln findest, wenn du immer "richten" musst, wie die Bibel es nennt, dann liegt die Schuld einzig und allein an deiner Brille.
"Aber ich trage gar keine," rufst du, "ich bin ja noch ein Kind und habe ganz gesunde Augen!"
Ja, die Augen deines Körpers mögen wohl gesund sein, aber die Augen deines Herzens tragen oft eine Brille. Sobald du schlechter Laune bist, oder missgestimmt, oder enttäuscht, oder unzufrieden, kurz wenn du dich nicht so recht glücklich fühlst, dann setzt du dir innerlich eine staubige Brille auf, siehst dir durch diese die Welt an, und findest die ganze Welt abscheulich. Gib einmal Acht, wenn du so viel zu tadeln findest, ob nicht die Schuld an dir und deiner Brille liegt. Jesus sagt: "Richtet nicht!", d. h. "tadelt nicht"; wenn du dich also versucht fühlst zum Richten, dann putze flink erst deine Brillengläser blank, hinterher wird dir die Sache schon gar nicht mehr tadelnswert erscheinen.
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