Lieber tot als wortbrüchig
Wenn wir einkaufen gehen, hinterlassen wir im Einkaufswagen einen Euro als "Sicherheit" dafür, dass wir den Wagen wieder an den richtigen Ort zurückstellen. Für spezielle Einkaufswagen (mit Kindersitz) lassen wir unseren Führerschein oder Personalausweis an der Info liegen, denn hier ist ein Euro nicht mehr sicher genug.
Im Roman "Der Lederstrumpf" erzählt J.F.Cooper von Wildtöter, einem weißen Fallensteller und Pfadfinder, der in die Hände feindlicher Indianer (Huronen) gerät. Diese sind wütend auf ihn und die Genossen seiner Hautfarbe und planen, eine bittere Rache an ihm zu nehmen. Trotzdem gewähren sie seine Bitte, einen Tag "Urlaub" zu bekommen, um von seinen Freunden Abschied nehmen zu dürfen. Was bekommen sie als Sicherheit dafür, dass er wiederkommt? Einen Euro? Seinen Personalausweis oder Führerschein? - Alle solche Dinge sind nicht wertvoll genug, um als Pfand für ein Leben zu gelten. Welche Sicherheit kann in solch einem Fall überhaupt gewährt werden?
Die einzige Sicherheit, die Wildtöter seinen Feinden gibt, ist sein Wort! Und er kommt tatsächlich pünktlich zurück und lässt sich an den Marterpfahl binden. Sein Wort gilt ihm mehr als sein Leben! Lieber tot als wortbrüchig!
Wir leben in einer Zeit der Inflation der Worte. Wie oft ist unser Wort weniger wert als ein Euro im Einkaufswagen!
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