Lieber Gott, mache alle guten Menschen nett.

Eine junge Mutter brachte ihre fünfjährige Tochter zu Bett und betete mit ihr das Abendgebet. Die Kleine sagte immer erst zwei oder drei bekannte kleine Gebete und fügte dann eine eigene kindliche Bitte in ihren eigenen Worten hinzu.
Als sie an diesem Abend ihre gereimten Gebete gesprochen hatte, hielt sie einen Augenblick inne und setzte dann folgende Bitte hinzu, die einen nachdenklich machen kann: "Lieber Gott, mache alle bösen Menschen gut und alle guten Menschen nett."
Es ist schwer zu sagen, was sie hinter diesem letzten Teil ihrer Bitte alles verbarg, aber man kann es sich doch ungefähr vorstellen. Ja, wenn doch alle guten Menschen auf der Welt auch nett wären! Wenn alle, die sich zum christlichen Glauben bekennen - die zur Kirche gehen - die in kirchlichen Arbeitskreisen tätig sind - die der Welt gegenüber die Kirche vertreten - so umgänglich, gewinnend und liebenswürdig wären, wie es die Nachfolger Jesu eigentlich sein müssten!
Allzu häufig verrichten gerade diejenigen, die behaupten, das Werk der Kirche zu treiben (die guten Menschen!), ihre Arbeit mit einer Schroffheit, Lieblosigkeit und Unfreundlichkeit, die einem Jünger des Herrn schlecht anstehen. Durch unsere Haltung, unser Reden und Tun sollen wir die Botschaft von Jesus Christus all denen schmackhaft machen, mit denen wir in Berührung kommen.
(Hermann Gockel)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1460
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