Liebe, die im Tod noch an andere denkt

Als Pastor von Bodelschwingh seine letzte Fahrt von Berlin nach Bethel gemacht hatte, trat ein so starker Blutverlust ein, dass die Ärzte für die Nacht das Äußerste befürchteten. Dem Diakon, der bei ihm wachen wollte, erklärte er aber: "Leg dich getrost schlafen: Bei mir wacht der Diakon, der nicht schläft noch schlummert!"

Nachts um 2 Uhr ruft plötzlich die elektrische Klingel, und der Diakon eilt, auf das Schlimmste gefasst, hin. "Brüderchen", sagte Bodelschwingh, "verzeihe, dass ich dich so mitten in der Nacht geweckt habe! Aber wir haben den armen Schirmflicker in Berlin vergessen. Ich weiß nicht, ob ich morgen früh noch leben werde; also versprich mir: Das Erste, was du morgen früh vornimmst, ob ich nun lebe oder gestorben bin, ist, dass du in die Brocken-Sammlung gehst, möglichst viele Schirmgestelle zusammenpackst und sie dem lieben, sehnsüchtig auf Arbeit wartenden Mann nach Berlin schickst." Das war Liebe bis ans Ende.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 423
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