Lebenslauf von Hugh Latimer

Hugh Latimer, (1475-1555) in Cambridge (England) geb., stammte aus allereinfachsten Verhältnissen, wurde Priester und dann Kaplan des Königs Heinrich VIII. später Bischof. Der vom Volk gern gehörte Pfarrer sah sich 1532 vom Bann der Kirche bedroht und lehnte 1539 die vom Parlament vorgeschriebenen 6 Glaubensartikel ab und legte sein Amt nieder. 1546 wurde er im Londoner Tower gefangengehalten und bei der Thronbesteigung von Edward VI. (1547) befreit. Zusammen mit anderen trat er an die Spitze der Reformation. Mit der Krönung Marias, 1553, wurde er erneut in den Tower geworfen und am 16. Oktober 1555 in Oxford mit seinem Glaubensbruder Ridley am Scheiterhaufen verbrannt. Der Grund: Durch das Zeugnis eines Thomas Bilney erkannte er die vergebende Gnade Gottes und bekannte sich zum rettenden Evangelium. Auslöser war der Bibelvers 1. Tim 1,15: "Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von welchen ich der erste bin."
Der gern gehörte Priester wurde auch der "ehrlichste Mann in ganz England" genannt. Er sprach die einfache Sprache des geplagten Volkes und setzte sich für ihre Belange ein. Jeder wollte ihn sehen und hören, er wurde überall begeistert empfangen und predigte in vollen Kirchen. -
In Cambridge lebte der Gelehrte Thomas Bilney, der durch Erasmus mit dem wahren Evangelium in Verbindung kam. Er besorgte sich seine lateinische Übersetzung des NT, die in Frankreich gedruckt wurde. "Meine Seele war krank und ich sehnte mich nach Frieden, aber ich konnte ihn nirgendwo finden. Ich ging zu den Priestern, und sie legten mir bestimmte Bußleistungen und Wallfahrten auf, aber aus diesen Dingen konnte meine arme Seele keinerlei Nutzen ziehen. Doch schließlich hörte ich von Jesus. Als das NT zum ersten Mal von Erasmus übersetzt und herausgebracht wurde, kam für mich das Licht. Ich kaufte mir das Buch... zu der Zeit wusste ich noch nicht, was das Wort Gottes bedeutete. Als ich zum ersten Mal darin las... stieß ich zufällig auf diese Worte "Das ist gewisslich wahr und ein Wort des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen, unter denen ich der erste bin." Dieser eine Satz hob durch Gottes inneres Wirken meinen armen zerschlagenen Geist so machtvoll empor, dass selbst meine Knochen vor Freude und Fröhlichkeit aufsprangen. Es war so, als ob plötzlich der Tag anbreche nach einer langen dunklen Nacht."
Bilney hörte Latimer predigen und erkannte dessen ebenfalls verzweifelte Lage. Er bat Gott, ihm "die Seele dieses Mannes zu schenken". Dann ersuchte er Latimer, ihm die Beichte abzunehmen. Im Beichtstuhl berichtete er ihm sein Erlebnis, sein inneres Verlangen und Finden. Latimer kniete darauf neben Bilney und stellte ihm Fragen, worauf dieser das NT bei der genannten Stelle aufschlug. Und Gott erhörte dort sein Gebet! -
Zur Zeit der Reformation erinnerte Bischof Latimer den sittenlosen König Heinrich VIII. an diese Tatsache auf eine Weise, die sowohl mutig als auch überzeugend war. Er schenkte dem König eine schöne, wertvolle Bibel. Auf dem Umschlag stand: 'Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten.' -

Menschenauflauf in Oxford
Die Menge ist auf der Straße, um Latimer zu sehen. Doch nicht um ihn zu begrüßen, sondern zu verfluchen. Der historische Bericht lautet: "Bischof Ridley trat zuerst in die Schranken, angetan mit seinem bischöflichen Gewand. Und bald darauf kam Bischof Latimer, wie gewöhnlich in seinem Gefangenenrock. Meister Latimer musste es nun geschehen lassen, dass der Wachsoldat ihm diesen Rock herunterzog. Darunter trug er ein Leichentuch. Als er bereit war, befahl er mit Inbrunst seine Seele Gott und überließ sich dann dem Henker. Dabei sagte er zum Bischof von London die prophetischen Worte: An diesem Tag werden wir in England eine Kerze anzünden, die nimmermehr ausgelöscht werden wird."

Quelle: Unbekannt
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