Lebenslauf von Adoniram Judson

Adoniram Judson (1788-1850) entstammte einer Pastorenfamilie und war unwahrscheinlich intelligent, anständig, stolz und gebildet. Mit 10 Jahren lernte er segeln, beherrsche mit 12 die Griechische Sprache und fing mit 16 an zu studieren. Redner oder Staatsmann wollte er werden. Mit 22 kam er zum Glauben an Jesus Christus. Ein Missionsbuch fesselte ihn derart, dass er den Entschluss fasste, in die Mission zu gehen. Er segelte nach Indien und Burma, wo er seinem Herrn bis zu seinem Tode diente. In seinem Heimatort Malden (Massachussetts) steht eine Marmortafel mit folgendem Inhalt: "Zum Gedenken an Rev. Adoniram Judson, geb. am 9. August 1788 - gestorben am 12. April 1850. Malden war sein Geburtsort, der Ozean sein Grab. Burmanische Gläubige und die burmanische Bibel sind sein Denkmal. Sein Name ist im Himmel angeschrieben." 
Sein Bibeltext: Eph. 3,18-19: "... damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist, und zu erkennen die die Erkenntnis übersteigende Liebe des Christus, damit ihr erfüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes."

Biographische Notizen
Anfang des 19. Jh. wurde Amerika von einer gottlosen Welle ergriffen. Die französischen und englischen Atheisten gaben den Ton an. Es heißt, dass damals jeder Student in Yale ein überzeugter Atheist war. Auch der junge Judson wurde von diesen Gedanken ergriffen. Sein Vorbild war Jacob Eames, ein etwas älterer Student, eine liebenswerte Persönlichkeit und ein seltenes Genie, aber ein militanter Atheist. - Judson unternahm eine Reise und übernachtete in einer kleinen Wirtschaft. In der Nacht konnte er nicht einschlafen, denn aus dem Nebenzimmer drang Stöhnen und Schreie der Verzweiflung. Ein Mann lag im Sterben. Judson überdenkt auch sein Leben, aber er will seiner neuen Weltanschauung treu bleiben. Gegen Morgen hatte das Stöhnen aufgehört. Tatsächlich, der Mann ist gestorben. Auf die Frage, wer der so verzweifelt Verstorbene gewesen wäre, antwortete der Wirt: "Ich glaube, er hieß Jacob Eames." Judson unterbrach seine Reise und bekehrte sich. 
Die Liebe Christi wurde sein Thema, die Liebe, die ihn in seiner Überheblichkeit geliebt hat. Ein Biograph schrieb: "Er wurde ein Mann, der nur einen Gedanken verfolgte, nämlich die Liebe Christi, und er wünschte sich, sein ganzes Leben damit zu verbringen, diese Liebe zu verwirklichen."
"... damit ihr imstande seid, mit allen Heiligen völlig zu erfassen, was die Breite und Länge und Höhe und Tiefe ist..." - unter Höhe und Tiefe konnte sich Judson etwas vorstellen, denn auch er war tief gesunken. Breite und Länge - was sollte das sein? Allmählich dämmerte es ihm, dass damit die ganze weite Welt gemeint ist. Aber die Welt weiß das noch gar nicht, vor allem in Indien, und Afrika nicht! Der Gedanke wurde ihm immer unerträglicher. Klar vernahm er den Auftrag, dieses Evangelium aller Kreatur zu verkündigen. Zusammen mit seiner Frau - sie wurde die erste Missionarin Amerikas -, segelten sie 1812 nach Kalkutta, nachdem eine Missionsgesellschaft dafür gegründet wurde. Im Juli 1813 erreichten sie Rangoon. Ihr erstes Haus befand sich in einem Sumpfgebiet außerhalb der Stadtmauern. Links davon befand sich die Müllablage der Stadt, rechts davon wurden die Toten der Stadt verbrannt.
In sechs Jahren hatte er Burmanisch gelernt und seine erste Predigt gehalten. Sein erster bekehrter Burmane war sein Sprachlehrer. Doch die Judsons werden verdächtigt, englische Spione zu sein. Er wurde gefoltert und musste 18 Monate mit schweren Ketten an den Beinen in der Todeszelle verbringen. Bis zu seinem Tode waren die Spuren dieser schweren Fesseln zu sehen. Als er so dalag, spotteten seine Peiniger: "Wie steht es jetzt mit deinen Plänen, die Heiden zu evangelisieren?" Judsons Antwort war: "Meine Zukunft ist genau so hoffnungvoll wie die Verheißungen Gottes." 
Seine Frau hatte Hausarrest, durfte sich später frei bewegen und zog ihm in seiner Gefangenschaft treu für ihn sorgend nach. In ihrer Not hatte sie die Übersetzung des NT vergraben. Judson war davon gar nicht begeistert und bat sie, das Manuskript in ein Kissen einzunähen und es ihm ins Gefängnis zu bringen. So hatte er die Blätter bei sich, bis er verlegt wurde und das Kissen vergaß mitzunehmen. Erstaunt war er, dass er bei seiner Freilassung das ganze NT wieder vorfand, Gott hatte seine Arbeit bewahrt! Er war frei, er hatte sein NT, aber seine Frau, und auch eine Tochter starben vor seinen Augen. Das war für ihn zu viel, Judson zog sich in die Einsamkeit im Dschungel zurück. Doch Gott hatte andere Pläne mit ihm. Die Arbeit ging vorwärts, andere Missionare kamen dazu und bald wurde der erste braune Pastor eingesetzt. In Rangoon besuchten ca. 100 Menschen den Gottesdienst. Allein 1849 wurden in Moulmein 1500 Burmanen getauft. Auf der einfachen Druckerpresse, die die Mission hatte, wurden fast 5,1 Millionen Seiten gedruckt, darunter die Bibel, ein Wörterbuch, eine Glaubenslehre und Predigten. Selbst nach 18 Jahren Einsatz lehnte Judson einen Urlaub in Amerika ab. Allmählich aber brach seine Gesundheit zusammen, Judson verlor fast vollständig seine Stimme. Zusammen mit seiner zweiten Frau und vier Kindern segelten sie nach Boston. Unterwegs starb auch seine zweite Frau. Judson erholte sich etwas und kam nach Burma zurück. Er starb, erst 62 Jahre alt: Der Ozean war sein Grab. In seiner schweren Leidenszeit schrieb er: "Die Breite und Länge und Tiefe und Höhe der Liebe Christi! Wenn ich nicht ganz sicher wäre, dass jede neue Prüfung, die mir Gott schickt, aus seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit entspringt, hätte ich meine qualvollen Leiden niemals überleben können." 
Seine letzten Worte, die er in seiner Kajüte nur noch hauchen konnte, hatten das gleiche Thema: "Die Liebe Christi, ihre Breite und Länge und Tiefe und Höhe, wir können sie hier nicht begreifen, aber wir haben ja die ganze Ewigkeit, um sie zu studieren."

Quelle: Unbekannt
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