Lass Gott doch kommen!

Ein Freund des alten "Sonntagsboten" erzählt: "Anfang der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts stand in G. ein tüchtiger und gläubiger Prediger, dessen Kirche immer gefüllt war. Im Ort war aber auch eine Bande Spötter, die jeden Sonntag vor der Kirchzeit sich auf dem Kirchhof versammelte und die Kirchgänger verhöhnte. Als ich mit meinem Vater in dem benachbarten Dorfe C. auf einer Hochzeit war, war einer von jener Rotte auch dabei. Nach dem Gebete, welches damals auch auf Hochzeiten noch Sitte war, verhöhnte derselbe das Gebet und spottete namentlich darüber, dass auch mein Vater noch dergleichen mitmache. Mein Vater gebot ihm Schweigen, da er solche Reden in Gegenwart seines Kindes nicht dulden könne und wolle. Der Mann antwortete: "Wenn dein Gott ein solcher ist, wie du sagst, so lass ihn kommen zwischen heute und acht Tagen." 
Am folgenden Donnerstag kam ein Bote zu meinem Vater, durch den dieser Mann ihn bitten ließ zu ihm zu kommen, er sei krank und wünsche ihn zu sprechen. Als er am anderen Tage zu ihm ging, fand er ihn schon sprachlos, seinen Körper ganz entstellt, Verzweiflung in seinem Gesicht ausgeprägt und mittags hauchte er seinen Geist aus, acht Tage nachdem er Gott herausgefordert hatte. Die übrigen, die zu jener Spötterschar gehörten, ließen sich von nun an nicht mehr Sonntags auf dem Kirchhofe blicken, wiewohl ich von wirklicher Bekehrung derselben nichts erfahren habe."

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 843
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