König Georg III. und eine sterbende Zigeunerin

König Georg III. von England war eines Tages auf der Jagd von seinem Gefolge getrennt worden und ritt nun allein durch den Wald nach Windsor. Da hörte er eine weinerliche Stimme in der Nähe und ritt auf einen kleinen, freien Platz zu, wo er ein kleines Zigeunermädchen knien und weinen sah. "Was ist dir, mein liebes Kind?", fragte er. Die Kleine erhob sich schnell, wies auf ein dastehendes, kleines Zelt und klagte: "Ach Herr, meine Mutter liegt im Sterben!" Als der König noch einmal freundlich nachfragte, da zog sie ihn ins Zelt, wo eine Frau in mittleren Jahren im letzten Stadium der Schwindsucht dalag. Die Kleine kniete an dem Lager ihrer Mutter nieder und wischte ihr den Todesschweiß von der Stirn.
Gleich darauf trat ein älteres Mädchen ein. Sie hatte Medizin aus Windsor geholt und klagte dem unbekannten Besucher, dass es ihr nicht gelungen sei, einen Geistlichen mitzubringen und ihre Mutter trage solches Verlangen nach geistlichem Zuspruch. Da sagte der König: "Gott hat mich gesandt, deine Mutter zu trösten", setzte sich an ihr Lager, nahm die Hand der sterbenden Zigeunerin in die seinige und wies sie hin auf Jesus, ihren Heiland. Da schaute sie noch einmal auf mit glücklichem Lächeln und dann starb sie mit dem Ausdruck des Friedens auf ihrem Antlitz. Nun kamen gerade die Hofleute herbei und der König verabschiedete sich, nachdem er den Kindern versprochen hatte, für sie Sorge tragen zu wollen.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1050
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