Kindergeschrei - Die schönste Musik

Kindergeschrei ist keine angenehme Musik, war die Meinung jenes Stubengelehrten, der sich kurz vor der Geburt seines ersten Kindes so einrichtete, dass er nicht dadurch gestört werden konnte. Er ließ einen tüchtigen Schreihals von Neugeborenen zum Probeschreien in sein Haus bringen, um zu versuchen, in welchem Gemach er nichts davon hören könne, damit er dies hinfort zu seiner Studierstube wähle.

Ganz anders dagegen dachte Felix Mendelssohn, der Komponist des "Paulus" und des "Elias". In einem Gespräch ant­wortete er auf die Frage, welche Musik er für die schönste von allen halte, die er in seinem ganzen Leben gehört habe, ob er Händel, Bach, Mozart oder Beethoven den Preis zuerkenne oder einem der Alten, Pergolese, Orlando Lasso, Palestrina oder wem sonst: "Die schönste Musik, die ich jemals gehört habe, stammt nicht von einem Alten, noch einem der Neuen, sondern von einem der Allerneusten. Das Schönste, was ich jemals gehört habe, war der erste Schrei meines erstgeborenen Kindes."

Wie ein Fluch liegt es auf uns, dass ein großer Teil unseres Volks wissentlich die schönste Musik unter­bindet.