Kinder lernen Gaben gebrauchen

An einem Februarsonntage des Jahres 1902 hielt der Prediger des Dorfes Blonay im Waadtland Sonntagsschule. Er nahm mit seinen Schulkindern das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden durch, indem er ihnen klar machte, dass wir die uns geschenkten Gaben, welcher Art sie auch sein mögen, große oder kleine, nicht unbenützt lassen dürfen (Luk. 19,16).
"Was der Herr Jesus meint, bezieht sich nicht nur auf die geistlichen Gaben", sagte er, sich an die älteren Kinder wendend. "Merket auf, ich will euch einen Vorschlag machen. Welches Kind will es einmal mit zehn Centimes versuchen, im Zeitraum von neun Monaten einen Gewinn zu erzielen, der dann zu irgend einem wohltätigen Zweck verwendet werden soll?"
Im Nu meldeten sich sechsundfünfzig Kinder mit erhobenen Händen. Der Prediger verteilte alsbald fünf Franken sechzig Centimes unter diese Kinder, indem er jedem Kinde zehn Centimes einhändigte und die freundliche Mahnung hinzufügte, nun ernstlich darüber nachzudenken, wie sie ihre Pfunde am besten verwerten könnten. "Frühling und Sommer stehen vor der Tür," sagte er, "da  kann man pflanzen und säen; die Mädchen können auch mit Handarbeiten etwas verdienen."
Im November war dann Abrechnung, und siehe, die kleinen Händler hatten fast das Zehnfache gewonnen, denn aus jenen fünf Franken sechzig Centimes waren zweiundfünfzig Franken geworden! Einige Kinder hatten aus dem Ertrag eines kleinen Gartens ein hübsches Sümmchen erzielt, ein Mädchen sogar drei Franken mit Gurken gewonnen, die sie gesät und treulich gepflegt hatte. Ein Knabe, der hübsche kleine Zeichnungen verfertigen konnte, erhielt für diese etwas Geld. Dafür hatte er Kaninchen gekauft, die den Grundstock zu einem regen Kaninchenhandel legten. Ein dritter kaufte ein Ei, das er ausbrüten ließ. Das ausgekrochene und heranwachsende Hühnchen aber verschaffte ihm den gehofften Gewinn. Die ganze Summe wurde dann nach Beschluss einem Liebeswerke der Inneren Mission zugewandt. Das Vorbild dieser Kinder will uns zu ähnlichem Eifer anspornen. Wir müssen treuer sein, getreuer über wenigem. Wie viele Werke der Inneren Mission und der Heidenmission harren auf unsere Mithilfe!

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 858
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