Kinder haben ein Recht auf erwachsen gewordene Eltern

Wer ein Kind anschaut, sieht Gott ins Angesicht, sagte Martin Luther. Nie dienen wir Gott als dem Leben elementarer als dann, wenn wir uns neuem Leben widmen. Aber die junge Frau, die sich ein Kind wünscht, weil sie so gerne Kleider näht, sollte Puppenmutter bleiben. Der Mann, der sich einen Sohn wünscht, um sein Lebenswerk zu verlängern, sollte lieber eine Stiftung gründen. Kinder haben ein Recht auf erwachsen gewordene Eltern, die selber schon abgenabelt sind von ihren eigenen Vätern und Müttern, die sich auch verabschiedet haben von der Illusion, ein Kind könnte ihre Ehe retten oder ihrem Leben einen Sinn geben. Kinder brauchen vor allem gefestigte Menschen, die dem neuen Leben Geborgenheit geben und bereit sind, ihm bei seiner Entwicklung zu Freiheit und Bindung beizustehen und dabei ihre eigenen Interessen zurückzustellen.

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1437
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