Keines zuviel
Der Vater des bekannten Pfarrers Oberlin im Steintal war Professor am Gymnasium in Straßburg, ein in jeder Beziehung vortrefflicher Mann, dem es bei seinem bescheidenen Einkommen nicht immer leicht fiel, seine neun Kinder, sieben Söhne und zwei Töchter, durchzubringen. Eines Tages besuchte ihn ein Nachbar und wollte ihn wegen seiner sieben Buben bedauern. - "Ich habe nur zwei", sagte er; "aber diese sind ebensoviele Nägel in meinem Sarg."
"Die meinigen nicht", erwiderte ihm darauf Oberlin, "denn sie haben alle gehorchen gelernt. Und wenn jetzt der Tod hereinkäme und wollte mir eins von den neunen nehmen, so würde ich zu ihm sagen - und damit warf er mit der ihm eigenen Lebhaftigkeit sein Käppchen gegen die Tür: 'Kerl, wer hat dir weisgemacht, dass ich eins zuviel hätte?'"
"Jedes Kind bringt een Vaterunser mehr int Hus". (Niederdeutscher Spruch.)
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