Keine Grundschuld mehr vorhanden

Eine griechische Papyrusrolle, die man am Anfang des Jahrhunderts entdeckte, macht deutlicher als manche andere Bibelhandschrift, dass der Ausdruck "kein Verdammungsurteil" etwas anderes bedeutet, als man meist annimmt. Dieser Begriff stammt nicht aus dem Strafgesetz, sondern dem Zivilrecht. Man gebrauchte ihn etwa im Zusammenhang mit einem Stück Land, an das noch irgendein Rechtsanspruch bestand, der die Freude am Besitz beeinträchtigte: Eine Hypothek, eine einschränkende Klausel, eine Grundrente oder sonstige Belastungen. So bedrückte die Vergangenheit die Gegenwart. Der Besitz musste also von dieser Last freigemacht werden, damit man sich uneingeschränkt daran freuen konnte. "Keine Rechtsverpflichtung", sagte dann der Anwalt, wenn er den Vertrag abschloss und das Gut übergab.
Solange eine Hypothekenlast auf dem Besitz liegt, hat der rechtmäßige Eigentümer darüber kein volles Verfügungsrecht, denn ein anderer hat ja noch einen Anspruch darauf. In unserem Zusammenhang heißt das: Wer mit Jesus Christus in einer Lebensgemeinschaft steht, ist von jedem Rechtsanspruch, den Satan an ihn hatte, befreit. Er ist damit auch der Sünde nicht mehr verpflichtet. Wie oft seufzen Christen unter dem Druck der Schuld, die weit zurückliegt und doch die Gegenwart belastet. Dieser Not begegnet die Botschaft von Kapitel 8 des Römerbriefs. 
(Oswald Sanders)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1217
© Alle Rechte vorbehalten