Kapitän ausgewechselt
Der Widerstreit zwischen den zwei Naturen in dem Kinde Gottes kann mit dem auf einem Schiff verglichen werden, an dessen Bord die Eigentümer einen neuen Kapitän gesetzt haben. Der alte Kapitän hat so lange den Befehl geführt, und seine Feindschaft gegen die Eigentümer ist so groß, dass er mit dem Schiff umging, als ob es ihm gehörte. Die Mannschaft hielt er in völliger Knechtschaft. Sie war ihm ganz ergeben, da sie nie eine andere Herrschaft gekannt hatte. Wäre das der Fall gewesen, so hätte sie verstanden, was wahrer Freiheitsdienst ist. Von Zeit zu Zeit hatten sie wohl etwas davon gehört; auch kamen sie an anderen Fahrzeugen vorüber, welche, wie sie sofort sahen, von ihrem eigenen ganz verschieden waren. Nun aber, da der neue Kapitän die Vollmacht bekommen hat, fangen sie an, den Unterschied herauszufinden. Der neue Kapitän hat von nun an stets die Herrschaft über das Steuer und die Ladung des Schiffes. Das Schiff ist dasselbe, die Mannschaft ist dieselbe; sogar der alte Kapitän bleibt an Bord. Das Instruktionsbuch, welches der neue Kapitän an Bord gebracht hat, sagt, dass der alte Kapitän gerichtet und verurteilt worden ist. Das Urteil kann aber nur durch die zuständigen Gerichte vollzogen werden, wenn der Hafen erreicht ist. Sie können ihn zwar nicht an Land setzen oder über Bord werfen, aber er führt das Schiff nicht mehr. Von Zeit zu Zeit versucht er wohl wieder, die Herrschaft über das Steuerrad zu bekommen, aber vergebens. Manchmal gelingt es ihm, seinen alten Einfluss auszuüben, indem er unter einigen Gliedern der Besatzung Missmut erregt; denn er kennt sie und ihre Schwächen gut, aus der Zeit, da er über sie herrschte. Gelegentlich überredet oder verführt er einige von ihnen zum Ungehorsam, welchen sie hernach tief bedauern.
Doch an die Schiffspapiere kann der alte Kapitän nicht mehr kommen. Diese sind nun ganz außer seinem Bereich. Er kann weder die Fahrtrichtung des Schiffes noch den Hafen verändern, zu dem es steuert. Er liest das Instruktionsbuch nicht, und wenn er hineinschaut, so versteht er es doch nicht (1. Kor 2,14).
Die Schiffsmannschaft war einst für ihn ein gehorsames Werkzeug und führte nur seinen Willen aus; aber jetzt ist keines ihrer Glieder mehr verpflichtet, seinen Befehlen zu gehorchen oder seine Autorität anzuerkennen. Sie sind davon befreit und stehen hinfort unter den Befehlen des neuen Kommandanten. Sie halten den alten Kapitän für bereits verurteilt und erwarten nun nur noch die Vollstreckung (Röm. 6,11). Was seine Gewalt über die Matrosen betrifft, so haben sie sich selbst für gestorben (so gut wie tot) zu halten, soweit es sich um Befehlt des alten Kapitäns handelt.
© Alle Rechte vorbehalten