Jeder kehre vor seiner eigenen Tür!

Der originelle und fromme Pfarrer Hieronymus d'Annoni, der im 17. Jahrhundert in Muttenz seines Amtes waltete, erklärte einst im Unterricht den Mädchen seiner Gemeinde die Stelle aus der Bergpredigt, die vom Richten handelt (Matth. 7,1 - 5). Da sagte er: "Ihr kommt oft nach Basel, tragt Obst und Gemüse auf den Markt. Wann ist es in Basel am schönsten?" Als nun die Mädchen keine Antwort gaben, sondern bloß verwundert dreinschauten, fuhr der Pfarrer fort: "Ich will es euch sagen: am Sonnabend. Warum? Nun, da kehren sie und machen sauber. Aber wo?"
Da wussten nun die Mädchen zu antworten und sagten: "Ein jeder vor seinem Hause."
"Richtig, ein jeder vor seiner eigenen Tür! Aber warum da und nicht vor des Nachbars Haus?"
"Man ist froh, wenn man vor dem eigenen fertig ist."
"Vortrefflich", sagt d'Annoni, "daran wollen wir denken, wenn sich unsere Gedanken mit anderer Leute Unrat und Sünde zu schaffen machen wollen. Wir haben genug an der eigenen."

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 451
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