Ja, aber es ist mein Dunkel!

Die neunjährige Bärbel verbrachte das Wochenende bei Tante und Onkel. Die Tante hatte mit ihr gebetet und ihr einen Gutenachtkuss gegeben. Ein Weilchen später ging sie noch einmal am Zimmer vorbei. Sie meinte, ein verhaltenes Schluchzen zu hören. Schnell öffnete sie die Tür und fand, dass das Kind herzzerbrechend weinte: "Nanu, was ist denn, Bärbel?" - "Ich fürchte mich vor dem Dunkeln", erklärte das Kind. - "Aber, Bärbel, du schläfst zu Hause doch auch im Dunkeln", versuchte die Tante sie zu beruhigen. - "Ja, aber das ist mein Dunkel, das ich kenne", schluchzte das Kind.
"Ihr" Dunkel war anders! Die Dunkelheit in ihrem eigenen Zimmer hatte für sie nichts Furchterregendes, weil sie wusste, was bei Licht in ihrem Zimmer war: Ihre Puppe, ihr Teddybär, ihre Schaukel, ihre Spielzeugkiste. Das alles war auch in der Dunkelheit noch da und umgab sie bei Nacht ebenso wie am Tag. Dies hier war eine "fremde" Dunkelheit.
Keinem Christen bleibt Dunkelheit auf seinem Lebensweg erspart. Aber wenn es Nacht um ihn wird und er nicht mehr weiter weiß, bleibt ihm die Gewissheit: "Du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich" (Ps. 23). Es ist eine Dunkelheit, in der wir es festhalten dürfen: Unser Herr ist mit darin.

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1370
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