In die Wirklichkeit eindringen, die das Neue Testament bezeugt

Das Neue Testament spricht von Wirklichkeiten, es ist deren Zeugnis. Es nützt uns nichts, wenn wir eine noch so genaue Landkarte von einer schönen Gegend haben, solange wir nicht eine Fahrkarte lösen und hinfahren. Die Karte ist nicht die Wirklichkeit, sie ist nicht einmal ein annähernder Ersatz für die Wirklichkeit. Sie zeigt zwar Einzelheiten auf, und anhand der Karte kann man sich recht genau informieren; aber auf der Karte scheint keine Sonne, es regnet nicht, es weht kein Windhauch, es gibt weder Bäume noch Blüten, es duftet nicht nach Harz und kräftigem Pflanzenwuchs. Auf der Karte bewegt sich nichts - es ist eben nicht die Wirklichkeit selbst.
Genauso verhält es sich mit der Beziehung zwischen der christlichen Lehre und der Wirklichkeit. Solange ich nur meine Dogmatik habe, nur die rechte Lehre (und es mag die beste Lehre sein, die es im Augenblick gibt), gleiche ich einem Menschen, der zwar alle Landkarten der Welt besitzt (und sie vielleicht alle auswendig kennt), der aber noch keinen Schritt vor seine Tür gesetzt hat, um zu sehen, wie es wirklich in der Welt draußen aussieht. Uns geht es darum, dass wir in die Wirklichkeit eindringen, die das Neue Testament bezeugt. Nur so gelangen wir zu echter Gotteserkenntnis, und nur so entsprechen wir dem, was der Herr sich unter einem Gläubigen des Neuen Bundes vorstellt.
(Manfred Haller)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1070
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