In Anfechtungen hilft nur Gottes Wort

Ein Pastor berichtet: Diese "Predigt" werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Ich habe sie vor dreißig Jahren gehört, und ich weiß noch genau, wie es war. Als junger Pastor kam ich zu einer alten Frau, bei der es zum Sterben ging. Sie gehörte in der Gemeinde zu den lebendigsten Gliedern, sie war seit vielen Jahren eine stille, treue Jüngerin Jesu. Wie war ich erstaunt, dass sie jetzt auf ihrem Krankenbett ganz verzweifelt war! "Herr Pastor, ich kann nicht sterben, ich gehe verloren; meine Sünde, meine Schuld...", so sagte, so klagte sie. Was tat ich, unerfahren, wie ich noch war? Ich schalt sie aus, wie sie so undankbar sein könnte, jetzt zu klagen; sie sollte doch fröhlich sein, weil sie dem Herrn Jesus gehöre usw. Das war gut gemeint, in dieser Lage aber völlig falsch.
Die Tochter, eine reife Christin, hörte mich vom Nebenzimmer aus. Sie kam herein, zog mich vorsichtig vom Bett der Mutter weg und sagte leise zu mir: "Herr Pastor, nicht schelten! Mama hat Anfechtungen, und Anfechtungen sind ein Zeichen von Leben. Lassen Sie mich mal zur Mutter!" Ich schwieg betroffen. Die Tochter ging zur Mutter ans Bett und fragte sie, wie es ihr ginge. Darauf antwortete sie: sie wäre ganz verzweifelt, sie könne nicht froh sterben ... Da nannte die Tochter der Mutter ein Gotteswort nach dem anderen: "Mama, du weißt doch: ,Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab .. .' Mama, du weißt doch: ,Er hat mich je und je geliebt, er hat mich zu sich gezogen aus lauter Güte'", und so ging es noch länger weiter. Darüber wurde die alte Mutter ganz still und froh. Die Tochter kam zu mir zurück und sagte nur: "In Anfechtungen hilft nur Gottes Wort." Kurze Zeit darauf ist die Mutter still und froh heimgegangen.
Hier war echte Unruhe - und das war echtes Trösten!

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 858
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