Immer nur im Kreis?
In Spanien gibt es noch sehr alte Bewässerungsanlagen. Ein Schöpfband, an dem Tongefäße befestigt sind, läuft über ein Rad und wird in das Brunnenloch hinab- und wieder heraufgedreht, wobei die Tonkrüge Wasser nach oben bringen und in einen Kanal entleeren. Der ganz einfache Mechanismus wird von einem Maultier betrieben, das immerfort im Kreise läuft, um die Schöpfanlage in Gang zu halten. Dem Maultier werden beide Augen mit Sackleinen verbunden, damit es keinen Drehkoller bekommt und nicht sieht, dass es immer im Kreis laufen muss, tausendmal und mehr am Tag immer im Kreis herum!
Viel schlimmer und trauriger aber ist das Bild der vielen Menschen, die täglich ähnlich qualvoll im Kreise herumlaufen. Das ist bei mehr Mitmenschen der Fall, als man annehmen könnte. Sie drehen sich im Kreis ihrer Sorgen und immer gleich bleibenden Probleme. Sie drehen sich um sich selbst, um ihr eigenes Ich. Und sie vergessen darüber, dass sie nicht allein für sich auf der Welt sind, dass es außerhalb der eigenen Kreisbahn viele Möglichkeiten der Betätigung im Lieben, Helfen und Dienen gibt, dass so das Leben einen tieferen Sinn und eine größere Aufgabe bekommt. Man muss den eigenen Bannkreis einmal durchbrechen, um das zu erfahren. Ein Dichter hat das so gesagt: "Das will ich mir schreiben in Herz und Sinn, dass ich nicht für mich auf Erden bin, dass ich die Liebe, von der ich leb, liebend an andere weitergeb!"
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