Im Himmel zählt nur das verschenkte Geld
Eine Legende erzahlt: Im Vorraum knieten die Knechte auf steinernen Fliesen und beteten für den Herrn, der im Sterben lag. Der Sterbende horchte nicht hin. Die Gebete klangen eintönig und dunkel, und er hatte einen helleren Klang im Ohr. Orlow dachte an das, woran er sein Leben lang gedacht hatte: An sein Geld.
"Geld", so hatte er immer gesagt, "Geld ist alles." Und jetzt, da er starb, dachte er, dass es in der Ewigkeit auch so sein werde.
Mit letzter Kraft löste er den Schlüssel von dem Bund, den er um den Hals trug, winkte der Magd und deutete an, die Truhe aufzuschließen, die neben seinem Lager stand. Dann befahl er ihr, ihm den Beutel Gold, der sich dort befand, in den Sarg zu legen.
Als unser Geizhals in den Himmel kam, da sah er einen langen Tisch und auf dem Tisch die feinsten Speisen. Der Weg war weit gewesen und hatte ihn hungrig gemacht. Wie gut, dass er doch sein Gold mitgenommen hatte.
"Sag, was kostet das Lachsbrot?", fragte er.
"Eine Kopeke", wurde ihm geantwortet.
"Und wie viel die Sardine?"
"Gleichviel."
"Und die Pastete?"
"Alles eine Kopeke."
Orlow schmunzelte. "Billig", dachte er, "herrlich billig", und er wählte sich gleich eine ganze Platte aus. Aber als er mit einem Goldstück bezahlen wollte, nahm der Verkäufer ihm die Münze nicht ab.
"Alter", sagte dieser und schüttelte bedauernd den Kopf, "du hast wenig gelernt dort unten."
"Was soll das?" maulte Orlow. "Ist mein Gold nicht gut genug?"
"Hier nicht", war die Antwort. "Wir nehmen kein Geld, das einer besitzt, sondern wir nehmen nur das Geld, das einer verschenkt hat." Aber Orlow hatte in seinem ganzen Leben nicht eine Kopeke verschenkt.
"Nun?", fragte der Verkäufer. "Denke nach; vielleicht hast du einmal einem Bettler eine Gabe gegeben?"
Orlow blickte auf den prallen Beutel in seinen Händen und blieb stumm. Und es kamen zwei handfeste Männer, packten ihn bei den Armen und führten ihn hinaus.
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