Ihr Beruf ist jetzt, Patient zu sein

Als einmal ein Schüler von Karl Barth (1886-1968) schwer an Tuberkulose erkrankte, da wollte er es nicht recht einsehen und annehmen, dass er jetzt nicht mehr gesund sei. Er umgab sich vielmehr mit einem Berg von Büchern und arbeitete mit ihnen eifrig weiter, fast wie in gesunden Tagen. Davon wurde er freilich auch nicht gesünder. Kaum hatte Barth das gehört, schrieb er dem Studenten eine Postkarte. Darin stand kein Lob für den unverdrossenen Lerneifer, sondern nur der Satz: "Ihr Beruf ist jetzt, Patient zu sein."
Rückblickend schrieb dieser Student von einst: "Das Wort hat nicht nur mir zur Geduld verholfen, die man in einem Tbc-Sanatorium braucht, und zu der Gelassenheit, zu der man sich nicht willensmäßig entschließen kann, die man nur empfangen kann und die doch oft die Voraussetzung zur Genesung ist, sondern es ist später im Pfarramt oft genug ungeduldigen Kranken von mir weitergesagt worden." (Eberhard Busch)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1355
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