Ich will lieber der Esel sein!

Der Pastor von Bodelschwingh befand sich einst zu Besuch bei einem Kollegen. Während der Unterhaltung mit dem letzteren auf dessen Studierstube öffnet sich die Tür, und herein tritt der kleine Fritz, des Kollegen vierjähriges Söhnchen, bitterlich weinend und immer wieder in die Worte ausbrechend: "Papa, ich will nicht mehr der Priester sein; ich will lieber der Esel sein!" - "Was will der Kleine?", fragt der Gast. - Auf nähere Erkundigungen hin stellt sich Folgendes heraus: In der Kinderstube drüben haben die Kinder des Kollegen den "barmherzigen Samariter" gespielt. Die kleine Julie war der unter die Mörder Gefallene, Max war der Levit, Lydia der barmherzige Samariter, Franz der Herbergsvater und Johannes der Esel, der den Armen in die Herberge trug. Der kleine Fritz sollte nun wiederholt der Priester sein, der vorüberging. Das widerstrebte zuletzt dem zarten Gemüt des Kleinen so, dass er lieber der Last tragende Esel sein wollte, als ein nichtstuender Priester.

 

Quelle: Unbekannt
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