Ich habe geglaubt, es käme jemand, um die Miete zu kassieren

Man erzählt die Geschichte einer alten Frau, die allein für sich lebte. Sie war so arm, dass es ihr schwer fiel, die Miete zu zahlen, um ein Dach über dem Kopf zu behalten. Eines Morgens wollte ihr der Pastor des Ortes einen Besuch machen. Er klopfte mehrmals an die Tür, aber da sich nichts rührte, ging er wieder. Am Nachmittag kam er nochmals, und als wiederum auf sein Klopfen niemand öffnete, ging er zum Fenster und schaute ins Zimmer. Die alte Frau kauerte am Ofen. Als sie aufsah und ihn erblickte, eilte sie sogleich zur Tür und öffnete.
"Ich wollte Sie schon heute morgen besuchen", sagte der Pastor, "aber Sie gaben keine Antwort."
"Ich habe es klopfen hören", erwiderte die Alte, "aber ich habe geglaubt, es käme jemand, um die Miete zu kassieren."
Wenn wir diesen Fehler mit Gott machen, wenn wir ihn nur so sehen, als habe er nichts anderes im Sinn, als seine Forderungen einzutreiben, dann haben wir völlig falsche Vorstellungen von ihm.
Wenn Gott gibt, dann gibt er "gern und ohne Vorwurf", das heißt: er gibt nicht gemäß unserer Würdigkeit oder Dankbarkeit, noch hält er uns etwas vor, weil wir zuviel oder zu oft bitten. Die Freigiebigkeit Gottes misst sich an seinen Plänen und Absichten, nicht danach, was wir verdient oder uns erarbeitet haben.

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 754
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