Hier ruht in Gott
"Hier ruht in Gott", Pastor Voigt erzählt in "Herz und Haus", wie er einmal mit einem Freunde über den stillen Friedhof seiner Gemeinde in der Lüneburger Heide ging. "Wir schritten zwischen den langen Reihen der Gräber hin und lasen die Inschriften der Grabsteine und Kreuze. Fast alle begannen mit den Worten: 'Hier ruht in Gott...' Bei manchem Grab blieb mein Freund stehen und erzählte etwas aus der Lebensgeschichte des Verstorbenen. Da war mancher treue Christ, von dem man die fröhliche Gewissheit haben durfte: er ruht wirklich im Frieden seines Gottes. Aber manchen anderen hatte der Tod aus einem offenbaren Sündenleben herausgerissen, aus Habgier und Haß, aus Unzucht und Trunksucht, aus Leichtsinn und Liederlichkeit. Und dann die große Schar der innerlich Gleichgültigen - Gott allein kennt ihre Zahl - der Mitläufer, deren Kirchlichkeit eine tote Gewohnheit, deren Frömmigkeit sonntäglicher Schein gewesen war. Und über au diesen Gräbern prangte in goldenen oder schwarzen Buchstaben die Inschrift: ,Hier ruht in Gott...' Als ob das allewege selbstverständlich wäre; als ob Sterben und Seligwerden dasselbe sei! Wie anders mag in tausend Fällen Gottes Urteil sein als unsere menschlichen Nachrufe und Gedächtnisreden!"
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