Heut schleußt er wieder auf die Tür

Es war in der späten Reformationszeit. Nikolaus Hermann war Lehrer und Kantor im Bergarbeiterstädtchen Joachimstal. Sein Sohn bereitete ihm Kummer: Er war von Zuhause fortgegangen und, was der Vater von ihm erfuhr, war nicht gut. Weihnachten stand vor der Tür. Der Sohn wurde im Joachimstal gesehen. Am Heiligen Abend hielt es der Vater nicht mehr aus und machte sich auf, seinen Sohn zu suchen. Aber wo sollte er beginnen? Da kam ihm der Gedanke: Im Bergwerk! Er holte den Steiger und stieg mit ihm in den alten verlassenen Schacht. Unten war die Tür zu. Der Vater drängte den Steiger, die Tür zu öffnen. Im Schein der Grubenlampe sahen sie den Sohn schlafend liegen. Dieser war wegen der Kälte hinabgestiegen, und die Tür, die innen keinen Griff hatte, war zugefallen. An diesem Abend schrieb N. Hermann sein schönstes Lied: "Lobt Gott, ihr Christen allzugleich". Im letzten Vers heißt es: "Heut schleußt er wieder auf die Tür zum ewgen Paradeis..."

 

Quelle: Unbekannt
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