Herren trennen, Diener verbinden.

Die hebräische Sprache, die Sprache des Alten Testaments, kennt in ihrer ursprünglichen Schriftform keine Selbstlaute (Vokale), sondern nur Mitlaute (Konsonanten). Erst die jüdischen Schriftgelehrten späterer Jahrhunderte haben dieser konsonantischen Schrift eine Fülle von Tonzeichen und Betonungszeichen hinzugefügt. Sie erleichtern uns das Lesen der hebräischen Schrift.
Die hebräischen Betonungszeichen  -  es gibt derer viele  -  wurden von den Sprachgelehrten in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen nennen sie "Domini" (Herren); das sind jene Zeichen, welche die Worte und Satzteile voneinander trennen, ähnlich unseren deutschen Satzzeichen. Die Zeichen der anderen Gruppe nennen die Sprachwissenschaftler "Servi" (Diener); diese verbinden zusammengehörige Worte und Wortgruppen miteinander. Was wir daraus ableiten können? "Herren trennen, Diener verbinden."
Was wollen wir sein, Herren oder Diener? Unser Herr ist ein Diener geworden, um so Gott und uns Menschen miteinander zu verbinden. Sollten wir nicht seinen Fußtapfen nachfolgen? Wo wir Herr sein wollen, also herrschen wollen, trennen wir, tragen wir den Spaltpilz in alle Formen menschlicher Gemeinschaft, in unsere Familien, in den Bereich unseres Berufes, auch in unsere Gemeinde. Wo wir dienen wollen, verbinden wir, helfen wir, das Getrennte zu vereinigen. Lernen wir darum von den hebräischen Betonungszeichen: Lasst uns Diener und nicht Herren sein!

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 436
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