Herr, gib mir die Gnade, mich selbst zu ändern

Ein Weiser aus Indien erzählte folgende Geschichte: In meiner Jugend war ich ein Revolutionär. Ich wollte alles ändern. Mein einziges Gebet lautete: Herr, gib mir die Kraft, die Welt zu verändern!
Als ich die Lebensmitte erreicht hatte und feststellte, dass meine Jahre gezählt sind und dass ich bisher keine einzige Seele geändert hatte, wandelte ich mein Gebet ab und betete künftig: Herr, gib mir die Gnade, all jene zu verändern, denen ich begegne - vor allem meine Freunde und Verwandten! Jetzt, da ich ein Greis bin und mein Leben sich dem Ende nähert, beginne ich einzusehen, wie dumm und töricht ich war. Mein einziges Gebet lautet nun: Herr, gib mir die Gnade, mich selbst zu ändern. Hätte ich darum bloß schon von Anfang an gebetet, ich glaube, mein Leben wäre nicht vertan...
(Adalbert L. Balling)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1625
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