Hauptsache, man hat etwas zu sagen
Lars Olsen Skrefsrud, der in der Trunkenheit zum Dieb und im Gefängnis zum Missionar wurde, gründete die Santalmission. Von ihm wird folgendes berichtet:
Auf Schloss Amalienburg hat sich die königliche Familie versammelt, umgeben von Geistlichen und Gelehrten. Sie alle wollen den berühmten, zum zweitenmal aus Santalistan zurückgekehrten Heidenmissionar Skrefsrud sehen und hören, bringen doch alle größeren europäischen Zeitungen immer wieder Interessantes von der Arbeit, die dort geschieht.
Schlicht und natürlich tritt er in die glänzende Versammlung. Er dankt dem König für die Erlaubnis, vor ihm und seinem Hofe reden zu dürfen, und beginnt dann ohne weitere Umschweife von seinem lieben Santalistan zu erzählen. Durch die schweren Seidenvorhänge wirft die Sonne gedämpftes Licht in den rötlich schimmernden Saal, in dem die hohe Gestalt des Mannes steht, der aller Augen an sich fesselt.
"Lassen Sie mich Ihnen danken", sagt der König, "im Namen aller, die heute das Glück hatten, Sie selbst über Ihre Arbeit reden zu hören."
Lebhafter Beifall von allen Anwesenden. Es ist wieder solch eine Stunde, in der der gefeierte Mann im Geiste seine Stirne an die kantigen Gitterstäbe seines kleinen Zellenfensters pressen muss, um nicht Schaden zu nehmen an seiner Seele.
"Ist es wahr, dass Sie so viele Sprachen sprechen?" fragt der König. "Wir haben gehört, dass Sie zweiundvierzig Sprachen und Dialekte beherrschen?"
"Majestät", antwortet Skrefsrud mit leichter Verbeugung, "die Hauptsache ist nicht, dass man viele Sprachen beherrscht, sondern dass man etwas zu sagen hat, einerlei, in welcher Sprache man redet."
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