Harre, meine Seele
Der Elberfelder Kaufmann Johann Friedrich Raeder (1815-1872) befand sich in großer Not: Er hatte sein kleines Vermögen in den aufblühenden Indigohandel gesteckt und eine finanzielle Katastrophe bahnte sich an. Neue Schulden machen? Was wird das Ende sein? Sorgenfalten stellten sich ein. Eines Morgens bemerkte seine Frau, dass er abends gar nicht zu Bett gegangen war. Sie fand ihn, aber sein Gesicht war erhellt. Er zeigte ihr ein Blatt Papier mit einem Lied, dass er in dieser Nacht gedichtet hatte:
"Harre, meine Seele, harre des Herrn!
Alles ihm befehle, hilft er doch so gern.
Sei unverzagt: Bald der Morgen tagt,
und ein neuer Frühling folgt dem Winter nach.
In allen Stürmen, in aller Not
wird er dich beschirmen, der treue Gott."
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