Harold St. John - Ein Mann der seine Bibel kannte wie kein anderer
Männer, die mit Harold St. John gemeinsam im Dienst standen, waren immer wieder erstaunt darüber, wie genau er die Bibel kannte, deren Studium er einen großen Teil seines Lebens widmete. Professor F.F. Bruce schreibt: »Wir Jüngeren nannten ihn ›den Maestro‹, allerdings nie, wenn er dabei war, denn er würde sich jeden Versuch verbeten haben, ihn über jene zu stellen, die glücklich waren, zu seinen Füßen zu sitzen. Es gab kaum jemanden, der ihm in Bezug auf genaueste Vertrautheit mit dem Bibeltext ebenbürtig war.«
G.C.D. Howley bemerkt: »Seine Bibelkenntnis zeigte sich am besten, wenn er eine Bibelgesprächsgruppe leitete und Fragen beantwortete. Seine Antworten kamen immer sofort, und er gab immer ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überflie- ßendes Maß an Information und übertraf damit immer die Erwartungen seiner Zuhörer.« Sein erstaunliches Wissen und sein Verständnis für die Bibel ließen den Heimatdirektor der China-Inland-Mission, Fred Mitchell, sagen, dass er derjenige sei, »der seine Bibel besser als jeder andere in Großbritannien kenne«.
Er schöpfte das Material zur Beantwortung von Fragen aus allen Teilen der Bibel. Ein fast klassisches Beispiel dafür ist seine Antwort auf die Frage der Bedeutung der Worte in Hebräer 9,22: »Lasst alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz.« Er antwortete sofort, dass es etwa ein halbes Dutzend Ausnahmen gebe und zitierte sechs Stellen, an denen davon berichtet wird, dass die Reinigung nicht durch Blut geschah. Bei einer anderen Gelegenheit las er bei einem Treffen gerade eine sehr ausgefallene Stelle vor, als plötzlich das Licht ausging. Während man sich noch darum kümmerte, wieder Licht zu schaffen, fuhr Harold St. John ruhig fort, indem er den Text aus dem Gedächtnis zitierte.
Man erzählte sich – und es war sicherlich nicht sehr weit von der Wahrheit entfernt –, dass er zu jedem Bibelvers auch die entsprechende Stelle nennen konnte, und die Mädchen, die ihn am besten kannten, als er in späteren Jahren in der Clarendon Schule lehrte, machten sich einen Spaß daraus, ihm unerwartet Verse vorzusagen. Aber sie hatten selten, wenn überhaupt einmal, Erfolg, ihn aufs Glatteis zu führen, auch nicht das kleine blonde Mädchen, das mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ihn zukam und ernst sagte: »Deine Frau wird zur Hure werden in der Stadt« und er mit gleichem Ernst antwortete: »Amos 7,17.« Beide standen eine Weile in gegenseitige Bewunderung und Freude versunken.
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