Hardugan
Bei den Mundas in Afrika gibt es einen merkwürdigen Brauch. Wenn ein Leopard oder sonst ein Raubtier eine Ziege geraubt hat und irgend jemand dem Räuber die Beute wieder abjagen kann, so gehört dieselbe dann dem Befreier, nicht mehr dem früheren Besitzer. Der Befreier geht mit der geretteten Ziege zu ihrem bisherigen Eigentümer und spricht nur das eine Wort: "Hardugan". Damit sind die erforderlichen Formalitäten erledigt. Hinfort gehört die Ziege nun ihm. Das Wort "Hardugan" bedeutet: "Ich habe das Tier befreit; jetzt gehört es mir." Nun haben die christlichen Mundas den feinen, tiefsinnigen Einfall gehabt, ihren Jungen mit Vorliebe diesen Rufnamen zu geben: "Hardugan". Sie sagen damit: "Christus hat dich befreit; nun gehörst du ihm." Geben diese Heidenchristen uns mit dem Worte "Hardugan" nicht eine wundervolle Weisung? Der Täufling, der Konfirmand ist ein "Hardugan"! Und wenn jeder erwachsene Christ sich so betrachten wollte...
Aus: "Kraft und Licht" Nr. 9/1939.
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