Gott nicht mit falscher Vertraulichkeit begegnen

Was für eine Aufregung herrscht in der Familie, wenn das Baby zum ersten Mal "Papa" sagt! Der Vater geht zur Arbeit und erzählt jedem im Zug, im Büro oder in der Fabrik, dass sein Kind ihn jetzt erkennt und "Papa" sagt. Die Mutter hütet sich natürlich, ihm zu erzählen, dass das Kind am gleichen Tag den Arzt, den Nachbarn, den der Vater nicht ausstehen kann, und den Mann von der Müllabfuhr so genannt hat. Aber eins tut der Vater nicht, auch später nicht, wenn das Kind ihn wirklich erkennt und von Onkel Bert unterscheiden kann - er sagt nicht: "Nein, mein Kind, du bekommst den Teddybär nicht, den du möchtest, bis du mich richtig anredest. Sprich mir nach: Vater! Nicht: Papa!" So vergewaltigt uns auch Gott nicht - er sieht das Herz an.
Freilich heißt seinen Vater ehren auch, ihm Respekt zu erzeigen. Ich habe es nie gemocht, wenn ein junger Mann seinen Vater als "meinen alten Herrn" bezeichnet. In gleicher Weise sollten wir Gott nicht mit falscher Vertraulichkeit begegnen.
Im Norden Englands erwartete man einmal den Besuch König Georgs V., der die neue Tyne-Brücke feierlich dem Verkehr übergeben sollte. Zu dieser Zeit hatte einer seiner Söhne, Prinz Georg, eine Aufgabe in dieser Stadt. Ein Ratsherr versuchte eine Unterhaltung mit dem Prinzen anzuknüpfen: "Sie werden gehört haben, dass wir Ihren Papa hier haben, um die Brücke einzuweihen." Der Prinz sagte bloß: "Die Bewegungen Seiner Majestät des Königs gehören nicht zu meinen unmittelbaren Obliegenheiten."

Quelle: Mach ein Fenster dran, Heinz Schäfer, Beispiel 824
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