Glückliche Naturkinder?

Weitverbreitet ist die Meinung, dass die Arbeit der Mission unnötig sei und man die Eingeborenen in ihrem Heidentum belassen soll, da sie "in der Natur glücklich sind". (Vgl. Nr. 1729.) Prof. Dr. Neuhauß schreibt in seinem Buch "Deutsch-Neuguinea", Band I: "Daheim lächelt man über die 'Schrulle', den Schwarzen eine neue Religion einimpfen zu wollen und meint, es sei weit besser, die angeblich 'armen Heiden' ungeschoren zu lassen. So dachte ich früher auch, bevor ich aus eigener Anschauung kennenlernte, was von Missionaren geleistet wird. Bis zum Eindringen der Weißen waren die Verhältnisse in Kaiser-Wilhelms-Land trostlos... Kein Mensch stirbt nach Ansicht der Papua eines natürlichen Todes, immer ist Zauber im Spiel. Um Rache an dem Zauberer zu nehmen, überfällt man nachts das feindnachbarliche Dorf und macht alles nieder... Alls 1885 die Weißen vom Lande Besitz ergriffen, regierte man fleißig in Finschhafen, aber nur gegenseitig. Um das Wohl der Schwarzen kümmerte sich kein Mensch. 
1886 kam Missionar Flierl... Nur durch unendliche Geduld und unerschöpfliche Herzensgüte und Hilfsbereitschaft konnten die Missionare erreichen, dass die Papua in ihnen ihre wahren Freunde sahen... Es wurde Friede im Lande... Diese Missionare hatten weit hoheren Anspruch auf den Nobelschen Friedenspreis als die europäischen Reklamefriedensengel. Dort in Neuguinea liegt wirklich Friedensarbeit vor, kein Verschwenden von Druckerschwärze... Dem Umschwung in der Sinnesart der Papua folgten die Taufen, in den Augen von uns christlichen Heiden ein überflüssiges Anhängsel, in Wirklichkeit ein unumgänglich nötiges Erfordernis... Der geistig hoch veranlagte Papua (angeblich eine der am tiefsten stehenden Rassen; tatsächlich lernen Papuakinder bei den Missionaren in einem Jahr lesen und schreiben) will etwas glauben, er will sein Innerstes ausfüllen. Was bleibt da anderes übrig als das Christentum? ... Nebenbei bemerkt, zwei der Missionare sind korrespondierende Mitglieder der Berliner Anthropologischen Gesellschaft. Das mögen sich die merken, die glauben, ein Missionar könne nichts, als die Augen verdrehen... Nun leihen wir den verzweifelten Ethnologen unser Ohr: 'Wären doch diese vermaledeiten Heiligen nicht in das Land gekommen, dann könnte man nach Herzenslust im Studium der alten Gebräuche und Sagen schwelgen und Stoff zu dicken Bänden sammeln'. Welche Täuschung! Die Seele des Papua wäre uns für alle Zeit ein Buch mit sieben Siegeln, hätten die Missionare sie nicht aufgeschlossen... Die Niederschriften mehrerer Missionare, die in einem dicken Band bei Dietrich Reimer erschienen sind, enthalten eine ungeheure Fülle wertvollsten Materials... Das Christentum brachte uns also hier eine vollständige Kenntnis des dunkelsten Heidentums."

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1700
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