Gewissheit der Liebe Jesu Christi

Der alte fromme Valerius Herberger lag einst auf seinen Knien am Sterbebette seines sechsjährigen Kindes. Das Ende war nahe, der Vater wusste es und sein Herz wollte ihm brechen, so lieb hatte er das Kind. Es war auch ein liebes frommes Kind, darum hatte es der Herr Jesus noch viel lieber.
Und Herberger fragte das Kind: "Mein Kind, du wirst nun bald von uns gehen und sterben, fürchtest du dich auch vor dem Sterben?"
"Nein, lieber Vater," antwortete das Kind, "ich fürchte mich nicht zu sterben."
"Warum ist dir denn nicht bange vor dem Tode?", fragte der Vater weiter.
"Weil ich ja zu Jesus gehe, der mich so lieb hat", war die treuherzige Antwort.
"Aber woher weißt du denn, dass Er dich lieb hat?", fragte der Vater weiter. Und das kranke, todesmatte Kind, das gar nicht verstand, warum der Vater so seltsam fragte, richtete sich aus seinen Kissen auf, sah den Vater mit großen Augen an, mit so großen, tiefen Augen, wie nur Sterbende sie haben; dann breitete es die Arme aus und sagte in tiefster Bewegung: "So hat er ja für mich am Kreuz gehangen!" Und dann sank es erschöpft in die Kissen zurück, die müden Augen fielen zu und das müde, kleine Herz war entschlafen - in den Armen Jesu.

Quelle: Der ewig reiche Gott, Dietrich Witt, Beispiel 1155
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