Geduld lockert den Herzensboden

Wilhelm Busch berichtet: Der Setzer der Druckerei, in der meine Predigten fortlaufend gedruckt werden, schrieb mir. Er berichtete ausführlich, dass er als ein völlig verstörter und glaubensloser Mann aus dem Krieg zurückgekommen sei. "Wir sind so dumm gemacht worden!", sagte er sich. "Jetzt will ich gar nichts mehr glauben, als dass zwei Pfund Rindfleisch eine gute Suppe ergeben."

Kein Wunder, dass er sich maßlos ärgerte, wenn er nun jede Woche eine Predigt setzen musste. Ausgerechnet er! Eine Predigt!
Er schilderte sehr ausführlich, wie er sich Woche für Woche über den "unsinnigen Blödsinn" geärgert habe. Ja, es habe ihn richtig gewurmt, dass er nun dazu verurteilt war, an der Verbreitung eines solchen "Unsinns" mitzuhelfen.

Um seinen Ärger abzureagieren, machte er absichtlich die lächerlichsten Druckfehler. Er schrieb das in seinem Brief sehr ausführlich. Schließlich war es so offensichtlich, dass die Druckfehler beabsichtigt waren, dass er jeden Tag auf einen großen Krach wartete. Es war ihm klar, dass der Verlag sich das unmöglich gefallen lassen konnte; denn weil man die Predigten nicht so drucken konnte, musste man ja im Verlag immer wieder Korrektur lesen und das Verbesserte an die Druckerei zurückschicken.
Der Setzer wurde immer frecher mit seinen Verbalhornisierungen. Aber es geschah nichts. Der Mann, der die Korrekturen las, bewies eine solche Geduld, dass unser Setzer schließlich doch anfing, sich zu schämen. Und als er sich genug geschämt hatte, dachte er, vielleicht sei an dieser Botschaft doch "etwas dran".

In dem Brief beschrieb er nun, wie er von da an angefangen habe, die Predigten nicht mehr mit Hass, sondern mit Neugier zu lesen. Und darüber rührte der Heilige Geist sein Herz an. Am Schluss des Briefes heißt es: "Jetzt glaube ich von Herzen an diesen Herrn Jesus, den Sie verkündigen. Und ich freue mich jede Woche schon auf die neue Predigt. Ja, ich freue mich, dass ich mithelfen darf an der Verkündigung dieser herrlichen Botschaft von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus zu uns gekommen ist."

Als ich diesen wundervollen Brief gelesen hatte, da bin ich in mein stilles Studierzimmer gegangen und habe Gott gedankt, weil noch heute gilt, was er durch den Propheten Jeremia gesagt hat: "Ist mein Wort nicht wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?!"

 

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 49
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