Funcke im Ruhestand
Als Otto Funcke in den Ruhestand ging, bemerkte er: "Ein Teil meines Amtes wurde mir von Jahr zu Jahr mehr unangenehm. Ich meine die so genannten Amtshandlungen: Taufen, Trauungen, Leichenreden. Ich füge auch hinzu, dass die großen Abendmahlsfeiern bei Gelegenheit der Konfirmation und auch am Karfreitag mir oft schwere Gedanken machten. Ach, wenn ich dann die vielen Hunderte sah, die sich fast im ganzen Jahr nie um den Klang der Kirchenglocken kümmerten! Ich hätte mein Haupt verhüllen müssen. Und es kam mir oft die ernste Frage: 'Bist du jetzt wirklich ein Diener Jesu? Hat er sein Mahl fur solche Leute eingesetzt, denen allermeist jeder geistliche Hunger und alles Verstandnis fehlen?' ... Und nicht viel besser war's oft bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Entsetzlich oft ist es so, dass bei all diesen Feierlichkeiten der Pastor nur eine Art Dekoration, ja vielleicht gar ein 'notwendiges Ubel' ist. Wie oft bin ich bei solchen Gelegenheiten gebeten worden: 'Nicht wahr, verehrter Herr Pastor, wir machen es kurz? Der Koch kommt um vier Uhr schon...'"
"Ich bin kein Heißsporn. Ich verachte nicht den Segen, den unser 'Amtieren' inmitten der großen Menge schafft. Aber es gibt doch einen Punkt, da darf man sagen: 'Ich bin dieser Dinge müde. Ich will, so viel ich noch kann und darf, auf andere Weise meinem himmlischen König und denen, die er erlöst hat, dienen.' Und so sage ich nach 44-jähriger Amtstätigkeit mit gutem Gewissen. Und ich lasse mir von niemand dreinreden."
(A. Pagel, Otto Funcke, ein echter Mensch und ganzer Christ)
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