Für ein Bild das Leben gewagt

Bei der Schlacht von Manila, im Augenblick, da des Kommandanten Stimme den Befehl erteilte: "Zum Kampf bereit!", da fiel einem kleinen Schiffsjungen des Admiralschiffes die Jacke ins Wasser. Vorstürzen, um sie wieder herauszufischen, war das Werk eines Augenblicks; aber man vertrat ihm den Weg. "Verboten!", wurde ihm zugerufen. Da lief er zur gegenüberliegenden Brüstung, tauchte bei dem Schiff unter und kam mit dem Kleidungsstück wieder an die Oberfläche. Er wurde gefesselt wegen Ungehorsams. Nach der Schlacht sollte der Admiral Dewey, derselbe, dessen Rückkehr und männliche Tapferkeit Amerika so begeistert gefeiert hat, über das Los des Schiffsjungen entscheiden. Es handelte sich um mehrere Jahre Gefangenschaft.

Der Kommandant fragte den Schuldigen: "Was hat dich veranlasst, in einem so ernsten Augenblick ungehorsam zu sein?" Der Schiffsjunge schwieg. Mit der Hand fuhr er in die Seiten­tasche seiner Jacke und zog eine Photographie heraus, die er seinem Richter vorwies. Mit Tränen im Auge umarmte der Admiral den Schiffsjungen, und zu den Umstehenden gewandt, sagte er: "Mein Junge, wer sein Leben wagt um das Bild seiner Mutter, der wird es auch für das Vaterland wagen; den braucht man nicht in Ketten zu legen!" Und er schenkte dem kleinen Schiffsjungen die Freiheit.

Quelle: Neues und Altes
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