Friedrich der Große verspricht ein Kreuz
Als Friedrich der Große mit seinem siegreichen Heer seine Fahnen von Land zu Land trug, diente unter seinen Grenadieren ein junger Soldat, der, tapfer bis zur Verwegenheit, eines Tages sein Leben an die Eroberung einer Schanze setzte. In der Hitze des Gefechts traf ihn der Blick des Königs. "Brav, Kamerad, sollst das Kreuz haben!", rief er ihm zu. Der Grenadier, überglücklich durch das Wort seines Herrn, kämpfte wie ein Löwe und war dabei so stolz und freudestrahlend, als blitzte das Kreuz schon auf seiner Brust.
Doch das Versprechen wurde vergessen, die Gedanken des Feldherrn trafen ihn nicht wieder, und das Kreuz blieb aus. Er war jedoch ohne Sorge deshalb, hatte er doch das Wort seines Königs, das nicht gebrochen werden konnte, und warten - das konnte er wohl.
So zog er mit dem streitbaren Heere Jahr für Jahr ohne Zweifel im treuen Herzen und tat unverdrossen seine Schuldigkeit. Sollte er wachen, so wachte er; sollte er schlagen, so schlug er; sollte er marschieren, so marschierte er, eben wie es der Befehl verlangte.
Allein ob er auch hoffte und spähte, das Auge des Königs fand er nicht, das Kreuz blieb aus. Seine Kameraden, denen er das Versprechen seines Feldherrn erzählt hatte, neckten ihn und fragten, wo doch das Kreuz bliebe? Sie höhnten seine törichte Zuversicht und meinten, er werde es nimmer bekommen, alles sei vergessen. Still ging er ihnen aus dem Wege und tat seine Schuldigkeit. Er kämpfte mitten im Kugelregen unter platzenden Haubitzen in den Reihen der Feinde. Weder Tod noch Verwundung scheute er, es kam ihm darauf an, zu sterben oder das Kreuz zu haben. Aber umsonst! Er stritt in Reih' und Glied unter der großen Masse. Der König sah ihn nicht, das Kreuz blieb aus.
Da endlich nach langem Dulden und Harren traf ihn das Auge des Feldherrn unerwartet, jedoch nicht im hitzigen Gefecht und nicht im Pulverdampf, sondern auf einem ermüdenden Marsch des Heeres durch verödet liegende Flächen des Landes. Das eigene Kreuz von der Brust nehmend, reichte es ihm der König vor allen Kameraden und sprach: "Sieh da, alter Bursche, nehm' er doch das Kreuz, das ich ihm zugesagt! Es ist ihm in der Wartezeit nicht minder wert geworden, denke ich!"
Wir haben auch einen Feldherrn, der uns etwas Köstliches verspricht, wenn wir treu sind, nämlich die Krone des Lebens. Wird Er sein Versprechen halten? Ja, ganz gewiss, denn unser Feldherr ist Jesus, der König aller Könige, Jesus, der Seine treuen Kämpfer nie einen Augenblick aus den Augen verliert, Jesus, der nie vergisst, was Er versprochen hat. Aber wir müssen auch wirklich treu sein, treu in den großen, schweren Dingen, sowohl als in den kleinen, ermüdenden, täglichen Aufgaben. Den wirklich Treuen verheißt Jesus aufs Bestimmteste die Krone des Lebens, und wir dürfen mit froher Zuversicht darauf warten.
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