Friede - nur durch Unterwerfung?

Das ist doch die Kehrseite alles irdischen Friedens, dass man immer erst andere besiegen muss, ehe Friede ist - seit die alten Römer das die staunende Welt gelehrt haben. Wenn Cäsar (100-44 v. Chr.) zum Beispiel über die gallischen Stämme herfiel, dann nannte er das pacare, zu deutsch: befrieden, und als schließlich ganz Gallien am Boden lag, da war Gallien befriedet. Die Pax Romana, den Römischen Frieden, nannten sie das, und davon haben alle Friedensbringer gelernt. Friede ist dann, wenn die anderen alle besiegt und einverleibt sind, sei es durch Krieg, sei es durch den nächsten Schub der kommunistischen Weltrevolution. Die Idee ist immer dieselbe: Friede durch Niederwerfung.
Jesus bringt den anderen Frieden, seinen Frieden, der nicht zuerst siegen muss, der dort anhebt, wo ein Mensch nach dem Wort seines Herrn anfängt, im Kleinen darnach zu tun, und dabei weiß, dass sein Herr das Große, das Weltumwälzende, gar nicht sucht. Das Große, das tut der Herr dann selbst.
Wer aber ja sagt zum kleinen Gehorsam gegen Jesu großes Wort, wer vielleicht ein paar Menschen innerlich geholfen hat auf einem schweren Stück ihres Lebenswegs, ein paar besucht und mit ihnen gebetet hat, nicht diskutiert, ein paar geliebt, ein paar zu Jesus gewiesen hat, oder wer einmal getrost den Kürzeren gezogen und seinem Herrn alles anheimgestellt hat, der findet den Frieden mitten in der äußerlichen Niederlage, der kann getröstet die Hände falten, weil er ja gar nicht zuerst siegen muss, um den Frieden Gottes zu erlangen.
(Kurt Hennig)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1282
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