Fordert Gott Arbeit, wenn er das Licht versagt?

Der edle englische Dichter John Milton wurde in seinen besten Mannesjahren von unheilbarer Blindheit befallen. Das war furchtbar für einen Mann, der von dem blühendesten Eifer erfüllt war, zur Ehre Gottes auf der großen Schaubühne des Lebens zu wirken, und der auch wie wenige die Fähigkeit zu solchem Wirken hatte. Was in seiner Brust damals vorging, das lassen uns die Worte ahnen: "Wenn ich bedenke, wie mein Augenlicht dahin ist, ehe die Hälfte meiner Tage vorüber sind in dieser dunklen, weiten Welt, wenn ich bedenke, wie es den Tod für mich bedeutet, dass das Talent, das Gott mir verliehen hat, nun unnütz in mir ruht, obgleich meine Seele sich sehnt, damit meinem Meister zu dienen, was soll ich sagen?" - Aber dann tritt er dem aufsteigenden Murren entgegen:
"Fordert Gott Arbeit, wenn er das Licht versagt? So frage ich. Gott bedarf weder der Arbeit des Menschen, noch der Gaben, die er selbst gab. Die am besten sein sanftes Joch tragen, die dienen ihm am besten. Sein Reich ist königlich. Tausende eilen auf sein Wort über Land und Meer ohne Aufhören. Aber die dienen auch, die nur stehen und warten."
Aus: D. Funke, "Freud, Leid, Arbeit"

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1009
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