Es war es wert! - Vom Sinn des Leidens

Gott schreckt nicht davor zurück, uns in Not zu bringen, aber die Not soll uns stets zur Heilung und zur Hilfe dienen, nie zu unserem Schaden. Vielleicht lässt sich das am eindrucksvollsten anhand eines sehr persönlichen und schmerzlichen Erlebnisses aus unserem Familienleben illustrieren. Unser Sohn Steve kam zur Welt, als wir als Missionare in Indien tätig waren. Meine Frau und ich sahen sofort, dass er einen Klumpfuß hatte. Die ersten 48 Stunden nach der Geburt sind die entscheidende Zeit zur Behandlung einer solchen Entstellung, aber wir waren 800 Kilometer von einem Krankenhaus entfernt, in dem es einen Orthopäden gab. Bis dorthin war es eine schwierige zweitägige Reise. Es dauerte fast einen Monat, bis wir mit Steve zu dem Krankenhaus reisen konnten, wo sein Füßchen dann in einen Gipsverband gelegt werden konnte. Weil der Klumpfuß einen Monat lang nicht hatte behandelt werden können, dauerte seine Heilung mehrere Jahre, und es waren drei Operationen erforderlich.
Nie werde ich den Tag vergessen, an dem unser Orthopäde meine Frau und mich zu sich bestellte. Er drückte mir eine Flasche in die Hand. Sie war ganz in Baumwolle eingewickelt, so dass sie zwar weich, aber auch haltbar war. Er sagte: "Sie als Vater bekommen jetzt eine schwierige Aufgabe von mir. Wenn der Fuß nach der Operation heilen und nicht wieder in die alte verdrehte Lage zurückkehren soll, dann müssen Sie ihn in die andere Richtung drehen." Jeden Abend gab es einige schmerzerfüllte Minuten in unserer Familie. Meine Frau musste Steven festhalten - er war noch ganz klein - und ich musste seinen Fuß ergreifen, ihn über die Flasche spannen und soweit in die Gegenrichtung drehen, wie er sich verdreht hatte. Sie können sich vorstellen, wie Steve reagierte, wie er schrie. Wenn er mich manchmal bat einzuhalten und ich ihm nicht nachgab, schrie er laut: "Papa, ich hasse dich!" Mein Magen verdrehte sich. Mir wurde ganz schlecht dabei. Doch als ich ihn Jahre danach in der Jugendliga Baseball spielen sah, als ich auf der Zuschauertribüne im Tennisstadion der Universität saß und zuschaute, wie Steve und sein Vetter drei Jahre hintereinander das Herrendoppel gewannen, sagte ich mir: "Es war es wert." Wenn ich ihm zusehe, wie er geht, ohne zu hinken, sage ich mir wieder: "Es war es wert!"
Wenn unser himmlischer Vater in der kommenden Zeit darangeht, dich geradezubiegen, bis du im Glauben erwachsen geworden bist, dann tut es weh. Aber wir wollen uns nicht durch kindisches Verhalten aus der Fassung bringen lassen, sondern uns dabei stets den wichtigen Unterschied vor Augen halten: Gott kann uns in Nöte bringen, aber er wird uns nie Schaden zurügen. 
(David Seamands)

Quelle: In Bildern reden, Heinz Schäfer, Beispiel 1356
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