Es kommt nicht auf die Verpackung an

Drastisch machte es der Waisenvater Zeller einmal den Kindern bei einer Weihnachtsfeier deutlich, worum es geht. Auf die eine Seite stellte er ein feines Fräulein mit einem gelben Köfferchen. Aus dem Köfferchen schauten viele schöne mit Gold- und Silberpapier eingewickelte und mit bunten Bändern verschnürte Päckchen heraus. Auf die andere Seite stellte er einen Bauernknecht mit einem alten Tragkorb auf dem Rücken. Darin sah man Pakete mit zerrissenem Papier und alten Kordeln verpackt.
"Kinder", sagte er, "ihr seht jetzt vor euch das Fräulein mit seinem Köfferchen und den Paketen darin, den Knecht mit seinem Korb und seinen Paketen. Jedes von euch darf sich wählen, wo es sich etwas holen will."

Da laufen natürlich fast alle Kinder zu dem Fräulein und holen sich die schön eingewickelten Päckchen. Nur eines ist unter den Kindern, das holt sich sein Paket aus dem Korb des Knechtes. Und dann geht es ans Auspacken. Das erste Kind wickelt sein Goldpapier auf. Aber was kommt zum Vorschein? Sand ist in der Schachtel, nichts als Sand. Und Zeller sagt: "Was sind dieses Lebens Güter? Eine Hand voller Sand, Kummer der Gemüter." Die zweite silberbeklebte Schachtel wird geöffnet. Was ist das? Eine Wurst! Aber eine Wurst aus Holz. Die dritte enthält einen schön rot bemalten Apfel aus Pappdeckel, innen hohl. Dann wird das andere Paket aufgemacht, das mit dem alten Papier eingewickelt war und das sich das Kind aus dem alten Tragkorb geholt hatte: Ein paar neue Schuhe!

Nie haben die Kinder und auch die Großen, die dabei waren, vergessen, dass es nicht auf den Schein ankommt, sondern auf das Wesen, nicht auf die Schale, sondern auf den Kern, und dass in einem unscheinbaren Äußeren das Beste und Größte verborgen sein kann  -  wie in dem armen Kind von Bethlehem der ewige Sohn Gottes mit all seinem Reichtum.

Quelle: Hört ein Gleichnis, Heinz Schäfer, Beispiel 91
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