Es kommt darauf an, wer die Zügel führt.
Es war ein reicher Mann, der ließ im Ausland für einen hohen Preis ein Paar ausgezeichnete, makellose Pferde erstehen, die er zu seinem eigenen Vergnügen haben wollte.
Es vergingen etwa zwei Jahre. Wenn einer, der diese Pferde vorher gekannt hatte, ihn nun sah, wie er mit ihnen fuhr, der hätte sie niemals wiedererkannt. Die Augen waren matt und schläfrig geworden, der Gang ohne Haltung und Straffheit; nichts konnten sie mehr ertragen, kaum dass sie noch eine Meile fahren konnten, ohne dass man unterwegs irgendwo einkehren musste.
Ja, manchmal hielten sie an, gerade wenn er recht schön dasaß und kutschierte; sie wurden launisch und störrisch, und obschon sie das beste Futter im Überfluss hatten, magerten sie doch ab von einem Tage zum anderen.
Da ließ er den Kutscher des Königs kommen, der fuhr sie einen Monat lang, und es gab in der ganzen Gegend kein Paar Pferde, das den Kopf so stolz erhoben trug; kein Paar Pferde, dessen Blick so feurig war, dessen Haltung so schön; kein Paar Pferde, das es aushalten konnte, wenn es sein sollte, sieben Meilen in einem Zuge zu laufen.
Woran lag das? Das ist leicht einzusehen: der Besitzer, der, ohne Kutscher zu sein, doch selbst Kutscher spielen wollte, der fuhr die Pferde nach dem Verstand der Pferde von dem, was fahren heißt. Der königliche Kutscher dagegen fuhr sie nach dem Verstand des Kutschers von dem, was fahren heißt.
Sören Kierkegaard
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