Erzwungenes christliches Leben
Vater Bodelschwingh kehrte als junger Student in Basel auf einer Wanderschaft in der Schweiz einmal bei einem Pfarrer ein, dessen 15-jähriger Sohn sich auf das Entschiedenste gegen den Geist des Elternhauses auflehnte. Obwohl Bodelschwingh nicht damit einverstanden war, dass der Vater dem Sohn mehr verbot als er halten konnte, versprach er doch dem Vater, nach dem Sohn, der in Basel die Schule besuchte, zu sehen. Der Junge hatte einen glühenden Zug zum Theater, sein Vater aber hatte ihm den Theaterbesuch verboten. Da stellte sich Bodelschwingh eines Abends in der Nähe des Theaters auf, wo bald der Junge mit hastigen Schritten dahergestürzt kam. "Flehentlich bat er, ich möchte ihn doch nicht zurückhalten; er müsse ins Theater. Ich sagte ihm dagegen, dass er nichts gegen das klare Verbot des Vaters tun dürfe. Der Junge gab erst nach, als ihm Bodelschwingh versprach. Sich bei seinem Vater zu verwenden, dass er die Erlaubnis bekäme, mitunter einmal mit gutem Gewissen ins Theater zu gehen. Leider ging der Vater nicht darauf ein. Die Schule in Basel schickte den Jungen schließlich fort, mit dem es dann immer mehr bergab ging. Bodelschwingh erzählt weiter von ihm: "Ich hörte lange nichts von ihm, bis er mir eines Tages aus einem jener schrecklichen Lazarette schrieb, in denen die Soldaten der afrikanischen Fremdenlegion untergebracht sind. Als ich den Brief an seinen Vater weitergab, antwortete er mir mit einem durchdringenden Schmerzensschrei. Aus Hass gegen das Christentum ging der unglückliche Mensch schließlich so weit, dass er Mohammedaner wurde. Er ist dann gestorben und verschollen - ich weiß nicht, wo. Dies Erlebnis aber war mir ein schmerzliches Warnungszeichen dafür, dass christliches Leben niemals gewaltsam aufgepresst werden darf."
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