Erschütternder Reichtum - eines Krüppels

Der Weltreisende Adolf Gedat war einmal zu einem jener sagenhaft reichen indischen Maharadschas eingeladen in sein märchenhaftes Schloss. "Ich stehe immer noch am Fenster und sehe hinaus. Mein Herz schlägt voller Erwartung, den Mann zu sehen, dem alle diese Herrlichkeit gehört, der über Millionen von Menschen befiehlt und Zehntausende von Mark ausgeben kann, wie ich einen Groschen. Hinter mir ein leises Rauschen. Der Adjutant erscheint mit feierlicher Verbeugung: "Seine Hoheit lässt bitten." Ich gehe durch den Saal. Die großen Flügeltüren öffnen sich wie von selbst. Ich schreite hindurch. Diener schließen sie lautlos hinter mir. Ich stehe vor seiner Hoheit. Da sitzt im goldenen Sessel ein Mann, der wenig älter ist als ich. Er ist ganz schlicht gekleidet. Seine Gestalt ist klein und sitzt zusammengekauert in dem Sessel. Der Mann ist vollständig gelähmt und verkrüppelt... Seine Hände und Füße kann er kaum bewegen. Der Hals ist kurz und steif, dass er den Kopf nur ein wenig zur Seite wenden kann. Es ist für mich ein fürchterlicher Augenblick. Ich stehe wie gebannt. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich sehe vor mir nur den Mann, der Herr all der Herrlichkeiten ist, und der sichtbar mit Minderwertigkeitsgefühlen ringt, wie ich da in voller Größe und Gesundheit vor ihm stehe. Ich weiß, dass der bereit wäre, all seinen Reichtum daranzugeben, könnte er meine gesunden Glieder dagegen eintauschen..."
Aus: Gedat "Ein Christ erlebt die Probleme der Welt", Verlag Steinkopf, Stuttgart.

Quelle: Er ist unser Leben: Beispiel- und Stoffsammlung für die Verkündigung, Martin Haug, 1941, Beispiel 1026
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