Er sorget für Euch
Als einst ein Matrose einen Geistlichen in einem kleinen Schifflein vom Ufer nach der gegenüberliegenden Insel ruderte, sagte der Prediger zu ihm: "Ihr seid heute wieder traurig, Jakob." "Freilich", antwortete dieser, "der Winter ist vor der Türe, und wie wird's werden mit meinen fünf Kindern? Ich bin den ganzen Tag voller Sorge." "Das sollt Ihr aber nicht sein, denn der Heiland sagt: 'Sorget nicht!'" - "Den Spruch verstehe ich nie und nimmer; also soll ich mich jetzt auf die faule Haut legen, von meinen paar ersparten Groschen mir einige gute Tage machen und es darauf ankommen lassen, ob der liebe Gott etwas beschert für Weib und Kind, oder ob sie hungern und frieren müssen?" "Das nicht, aber - hallo, Jakob! Was ist denn das?", rief plötzlich der Pastor, "wir fahren eben durch die Klippen, und Ihr schaut Euch nicht einmal um darnach! Tut Eure Schuldigkeit!" "Ei", sagte der Matrose gleichgültig, "das ist Sache des Steuermanns, der dort hinten sitzt." "Tut Eure Schuldigkeit, Jakob, sage ich noch einmal. Sehet Ihr denn die Klippen nicht? Wir gehen zugrunde, wenn Ihr's so leichtsinnig mit Eurer Arbeit nehmet."
"Schuldigkeit tun, leichtsinnig nehmen?" brauste der Matrose auf, "Herr, wie kommen Sie mir vor? Arbeite ich nicht aus Leibeskräften? Soll ich etwa mithelfen steuern?" "Freilich, freilich", sagte der Pastor, "damit es glücklich vorwärts geht." "Ach, das wäre ja eine unnütze Geschichte, Herr. Jeder tut eben das Seine, dann wird schon alles recht werden: Der Steuermann steuert, und ich führe das Ruder. So ist's Schiffbrauch." "Nun, nehmt mir's nicht übel, Jakob", erwiderte lächelnd der Prediger, "im Reiche Gottes ist's eben auch so Brauch. Das Arbeiten ist Eure Sache, das tut aus Leibeskräften, und sehet dabei nicht nach rechts oder nach links! Die Sorge aber, dass Ihr bei Eurer Arbeit zugrunde gehen und nicht vorwärts kommen möchtet, die ersparet Euch und überlasset sie dem, der am Steuer sitzt und von dem geschrieben ist: 'Alle eure Sorge werfet auf Ihn, denn Er sorget für Euch.'"
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