Er hat es gesagt!

Bei einer Truppenparade in der Nähe von Paris scheute plötzlich das Pferd, auf dem Napoleon saß. Ein junger Rekrut sah die Gefahr, sprang aus der Reihe, ergriff die Zügel des Pferdes und bewahrte so den Kaiser vor dem Sturz. Darauf dankte ihm Napoleon in seiner spontanen, knappen Art mit den Worten: »Ich danke Ihnen, Herr Rittmeister!« Der Rekrut lächelte ihn an und fragte zurück: »Von welchem Regiment, Majestät?« Napoleon antwortete: »Von meiner Garde« und ritt weiter zum anderen Ende der Parade. Unverzüglich legte der Rekrut sein Gewehr ab und gesellte sich zu einer Gruppe von Offizieren, die in der Nähe standen und sich unterhielten. Einer von ihnen, ein General, bemerkte den jungen Mann und sagte ärgerlich:
»Was will denn dieser freche Kerl hier?«
Der Soldat schaute dem Sprecher fest in die Augen: »Dieser freche Kerl ist ein Garde-Rittmeister!« - »Sind Sie wahnsinnig, wer hat das gesagt?«, entgegnete der Offizier. »Er hat es gesagt«, erwiderte der Soldat ruhig und deutete auf den Kaiser, der am anderen Ende der Reihe die Parade abnahm. »Verzeihen Sie, Herr Rittmeister«, entschuldigte sich der General, »ich hatte keine Ahnung von Ihrer Beförderung.«
Äußerlich gesehen war der junge Mann immer noch der Rekrut; seine derbe, graue Uniform ließen ihn noch als gemeinen Soldaten erscheinen. Aber in seinem Herzen wusste er um seine neue Würde, und das wog alle Hänseleien seiner Kameraden und allen Spott seiner Vorgesetzten auf. Denn: »Er hat es gesagt!« - Friedrich Wilhelm Krummacher (1796-1868) hat zu diesem Beispiel den geistlichen Sachverhalt zugefügt:
Ich kenne mich nicht mehr im Bilde
der alten seufzenden Natur.
Ich jauchze unter Gottes Schilde.
Er kennet mich in Christo nur.
In Christi Schmuck, Triumph und Schöne
heb' ich getrost mein Haupt empor
und mische meine Harfentöne
schon in den ewgen Siegeschor. 
(Ch. E. Cowman)

Quelle: Wie in einem Spiegel, Heinz Schäfer, Beispiel 1760
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