Einen Gulden oder tausend?

Vor Jahren ging ein rheinischer Pfarrer nach Amsterdam, um dort für seine arme Gemeinde Beiträge zu sam­meln. Man veranlasste ihn, am Sonntag zu predigen, da er holländisch konnte. Er wählte als Text die Geschichte von der Witwe am Gotteskasten und führte aus, dass in Gottes Augen ein Gulden mit willigem Herzen gegeben wertvoller sei, als tausend Gulden mit widerstreben­dem Herzen geschenkt.

Als er am folgenden Tage zu einem reichen holländischen Kaufmann kam, wurde er freundlich empfangen. Es entspann sich folgendes Gespräch: "Domine", sagte der Kaufmann, "ich bin gestern in der Kirche gewesen und habe Ihre Predigt gehört. Sie hat mir gefallen, aber sie war zu kurz. Hier habe ich nun in der Hand einen Gulden, den ich williglich gebe; und hier habe ich in der andern Hand tausend Gulden, die zu geben mir sehr schwer wird. Domine, Sie können wählen!" - "Mynheer", sagte rasch entschlossen der Pfarrer, "geben Sie mir beides! Die tausend Gulden sind wohl weniger wert, aber der eine Gulden ist so wertvoll, dass er auch die tausend schlechten gutmachen kann. An dem einen hat der Herr solche Freude, dass er die tausend mit in Kauf nimmt." Da lachte der Holländer und gab mit beiden Händen.

Quelle: Neues und Altes
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